Romantische Hochzeitsbücher

Hauptsache Ja-sagen
 

Freunde von mir haben diese Woche geheiratet. Sie haben das Ganze eher unaufgeregt gestaltet, ohne viel Trara. Und trotzdem fand ich es mal wieder unglaublich berührend. Ganz unabhängig davon, wie ich über die Ehe denke: Wenn ich auf einer Hochzeit bin, zerfließe ich jedes Mal. Vielleicht ist das meine 90er-Jahre-Prägung, vielleicht auch einfach meine romantische Neigung, die sich immer über alles andere hinwegsetzt. 

Besonders tränendrüsendrückerisch finde ich bei Trauungen (wie auch sonst im Leben) die Musik. Bei einer Freundin, die diesen Sommer geheiratet hat, sangen zwei Musiker in der Kirche „No one is gonna love you more than I do“ von Band of Horses. Da wurden alle ganz, ganz still.

Bei einer anderen Trauung, schon ein paar Jahre her, hat ein Freund der Brauteltern in der Kirche Reinhard Mey gecovert. Mitten im Lied war er dann aber selbst so gerührt, dass ihm die Stimme versagte. Spätestens in diesem Moment konnte dann kein Gast mehr so tun, als würde ihm das alles gar nicht nahegehen. Mein Lieblingslied, ganz generell, ist ja „The Story“ von Brandi Carlile. Das lief noch nie auf einer Hochzeit, auf der ich war. Vielleicht weil die Sängerin „da so viel schreit“, wie meine Tochter findet. Möglich, dass das unpassend wäre, mindestens in der Kirche. Aber wieso steht dann Metallica auf jeder Top-10-Liste der angeblich besten Hochzeitslieder? Kommt „Nothing else matters“ bei kirchlichen Amtsträgern gut an?

Vor kurzem wurde ja ein Brautpaar zurechtgewiesen, weil es Andreas Bouranis „Ein Hoch auf uns“ zur kirchlichen Trauung spielen wollte. Der Text des Liedes passe nicht zu christlichen Werten, sagte der Pfarrer. Ob das so ist, darüber kann man streiten, aber ich kann auf jeden Fall verstehen, wenn der Geduldsfaden in diesen Situationen mal reißt. Es muss schwierig sein, wenn immer wieder zwei Menschen ihr ganzes erwachsenes Leben lang nicht beim Gottesdienst auftauchen und dann aber zur Hochzeit mit der Manier eines Eventmanagers die Kirche benutzen wollen, als wäre sie eine x-beliebige und entsprechend gestaltbare Party-Location.

Sowieso geht es ja beim Heiraten nicht um die perfekte Inszenierung, sondern nur um eins: das Ja-Sagen.

Der schönste Moment, den ich je bei einer Trauung erlebt habe, war auch tatsächlich einer ohne Musik. Und zwar während einer standesamtlichen Trauung. Die Braut sagte vor lauter Aufregung wiederholt viel zu früh: „Ja, ich will!“ Sie war nicht da, um jemanden zu beeindrucken oder zu Tränen zu rühren, sondern – ganz offensichtlich – weil sie unbedingt wollte. (And nothing else matters.)

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Felicitas Pommerening schreibt regelmäßig eine Kolumne für die Allgemeine Zeitung Mainz über die Wirren der Liebe. Sie ist Autorin mit Sitz in Mainz und hat ein Faible für romantische Themen im Hier & Jetzt. Ihr neuer Roman „Freunde fürs Lieben“ ist im Berlin Verlag erschienen.

Die Autorin hat Filmwissenschaft, Publizistik und Psychologie studiert und wurde auf Umwegen Konzepterin, hat dann 2011 ihre Doktorarbeit abgeschlossen und ein Buch über ihre Erfahrungen auf dem Arbeitsmarkt geschrieben: „Weiblich, jung, flexibel“ (Herder). Außerdem stammt noch der Titel „Was will ich und wenn ja, wie viele?“ aus ihrer Feder. Aktuell arbeitet sie an einem neuen Roman und parallel an weiteren Projekten.